Chronik der 100-jährigen Geschichte des “Rosenheims”
Die Geschichte des „Rosenheims“ beginnt eigentlich schon im Jahre 1910, als Hans Ledtje das Haus an der Ecke Preetzer Chaussee und Lütjenburger Landstraße erbaute -später B76/B202-. Nach Widerständen einiger Behörden erhielt er die Konzession und eröffnete eine Schankwirtschaft mit Pensionat (5 Kammern), das „Rosenheim“.
Im Jahre 1912 kaufte Johannes Först die Gaststätte. Davor führte er einen Gasthof in Schlüsbek bei Rönne (Försts Gasthof).
Die Erlaubnis zum Betreiben der Gastwirtschaft „Rosenheim“ wurde vom Vositzenden des Kreisausschusses des Kreises Plön erstmals am 27.11.1912, an den Gastwirt Johannes Först erteilt. 250 Mark mussten dafür an die Königliche Kreiskasse entrichtet werden.
Zusammen mit seiner Frau Caroline bewirtschafte er nun die Gaststätte in Raisdorf und nannte sie „Försts Gasthof“, genau wie in Schlüsbek.
1913 wurde ein Saal angebaut und in der Planung war schon eine Kegelbahn. Die Notwendigkeit für den Saalbetrieb hatte bereits Hans Ledtje 1912 in seinem Antrag u.a damit begründet, dass die Raisdorfer sonst keinen Raum hätten, „Kaisers Geburtstag“ ordnungsgemäß zu feiern. Das war natürlich ein überzeugendes Argument.
Im 1. Weltkrieg wurde der Gasthof von Caroline Först, bekannt als Tante Line, weitergeführt.
Im Jahre 1928 übernahm Max Schlüter zusammen mit seiner Frau Margaretha(geb. Först) den Betrieb und nannte ihn nun wieder „Rosenheim“.
Im Nebenerwerb wurden Landwirtschaft, Milchhandel und eine Imkerei mit 30 Bienenvölkern betrieben. Dieses hatte sich besonders in den Kriegsjahren als sehr nützlich erwiesen. Familie Schlüter war „Selbstversorger“. Sie ließ auch eine Rampe zum Viehverladen aufstellen. Der Viehhandel wurde dann im Lokal besiegelt und begossen.
1940 wurden alle Räume von der Marine als Außenlager mit Ausrüstungsgegenständen für Schiffe belegt. Tische und Stühle wurden neben der alten Schmiede von Friedrich Nickels auf dem Boden gelagert. Dort wurden sie durch Brandbomben vernichtet.
1945 beschlagnahmte die britische Besatzungsmacht das Lokal. Die Familie musste zunächst im Stall wohnen. Nachdem Max Schlüter und sein Sohn Erich aus der Kriegsgefangenschaft zurückkamen, bauten sie eine Wohnbaracke auf und erhielten dort auch eine Konzession. Mit großen Kochkesseln vom Arbeitsdienstlager Rastorfer Mühle wurden nun die Bewohner des benachbarten Lagers Karkkamp versorgt.
Ab 1946 war das Rosenheim dann wieder Gaststättenbetrieb. Doch Tische und Stühle waren nicht so einfach zu erhalten. So mussten Baumstämme aus dem Vogelsang an eine Stuhlfabrik geliefert werden, die daraus das Mobiliar fertigte. Während des Krieges waren Tanzveranstaltungen verboten. Nun konnte wieder getanzt und gefeiert werden (mit selbstgebranntem Schnaps). Brennholz war knapp und außer Eintritt musste in den Wintermonaten auch noch Feuerholz mitgebracht werden.
Im Jahre 1947 eröffneten die „Lichtspiele Rosenheim“, im Saal wurde ein Kino eingerichtet. Hierzu war eine „Building Licence“ erforderlich, die 1946 vom „Military Government Control of Building and Civil Engineering Works“ erteilt wurde. Zunächst gab es nur Schwarz-Weiß Filme. Mit dem Film „Grün ist die Heide“ (Rudolf Prack, Sonja Ziemann) begann dann die Farbfilm-Ära.
Mit Verbreitung des Fernsehens (ARD+ZDF) musste das Kino 1963 geschlossen werden.
1965 musste die Scheune mit Ausspann dem Hotelneubau weichen. Die Landwirtschaft wurde nun aufgegeben.
Im Jahre 1968 übernahmen Hildegard und Erich Schlüter die Führung des „Rosenheims“. 1969 wurden vier Kegelbahnen gebaut, die im Jahre 1976 auf zwölf Bahnen erweitert wurden. 1983 wurde die Veranda erneuert und vergrößert und 1984 der Saal renoviert. 1985 schuf die Renovierung der Gaststube mit einer rustikalen Einrichtung eine gemütliche Atmosphäre.
1988 folgte ein Anbau mit Clubraum (60 Personen), Wintergarten (30 Personen) und der HGR-Stube, Domizil für den Handels- und Gewerbeverein Raisdorf, heute Schwentinental.
Im Juni 1997 wurde der Hotelerweiterungsbau mit 24 Zimmern, Tagungsraum und Wellnessbereich eröffnet. Seitdem verfügt das Hotel über 34 Zimmer.
Heute führt Peter Schlüter, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sigi Svensson, das „Rosenheim“ in der vierten Generation.
Das „Rosenheim“ beschäftigt heute 32 Mitarbeiter, von denen einige schon über zwanzig Jahre im Betrieb arbeiten. Die am längsten beschäftigte Mitarbeiterin feiert nächstes Jahr ihr dreißigjähriges Betriebs-Jubiläum. Seit 1981 wird das „Rosenheim“ bei der IHK-SH als Ausbildungsbetrieb geführt und hat bis heute rund einhundert Auszubildende in den verschiedenen Berufszweigen der Gastronomie ausgebildet, von denen einige auch in ein Langzeit-Arbeitsverhältnis übernommen wurden.
Schwentinental, 26.11.2012